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Der Heiligenstock



 

Eine kultur- und regionalgeschichtliche Abhandlung von Willy Roth unter der M itarbeit von Eugen Rieß

 

Nähert man sich Berstadt von Süden her, so fällt einem rechts der Straße eine merkwürdige, von Unkraut umwucherte Sandsteinsäule auf, deren Bedeutung dem Betrachter zunächst verschlossen bleibt.

Nur die Flurbezeichnung "Am Heiligenstock" gibt einen ersten Hinweis auf ein bedeutendes Kulturdenkmal, denn es handelt sich um einen sogenannten Bild- oder Heiligenstock aus dem 16. Jahrhundert, einem Relikt aus vorreformatorischer Zeit, welches - erstaunlich genug - über die Jahrhunderte hinweg in einer evangelischen Gegend erhalten blieb.

Nachdem der Heiligenstock in den Jahren 1982 und 1983 umgestürzt und stark beschädigt wurde, sowie seine Umgebung nur wenig zur Beachtung des Denkmals beitrug, entschloß sich der AK Dorfentwicklung Berstadt in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Wölfersheim, die Bedeutung dieses historischen Kulturgutes wieder einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln.

Am 2. Mai 1998 begannen die Mitglieder des Arbeitskreises mit umfangreichen Arbeiten zur Neugestaltung, welche Ende August 1998 abgeschlossen werden konnten. Zugleich ist mit diesen Arbeiten die Schaffung einer neuen Eingangssituation für das Dorf verbunden. Zwei Stieleichen werden in Zukunft eine Art Eingangspforte nach Berstadt bilden.

Was ist ein Heiligenstock ?

 

 

Bild - oder Heiligenstöcke sind Denkmäler, ursprünglich aus Holz und deshalb heute nur noch selten vorhanden, später Stein, die als sichtbare Glaubenszeichen gestiftet wurden. Deshalb nannte oft eine Inschrift Namen, Herkunft der Stifter, oft eine Familie, und meist das Jahr der Errichtung. Das Bild oder genauer Andachtsbild zeigte den jeweils verehrten Heiligen, ursprünglich ein Holzpfahl, deshalb der Name Stock. Oben besaß der Bildstock einen laternenförmigen Aufbau, der vier Sehschlitze besaß, durch welche man auf das Heiligenbild blickte.
Die steinernen Bildstöcke verdrängten im Laufe der Zeit diese hölzernen Vorläufer, boten sie doch aufgrund des Materials den Vorteil der Beständigkeit. Auf die spätgotischen Bildstöcke setzte man Andachtshäuschen, sogenannte Aedikula, in denen sich ein Andachtsbild befand. Eine spätere Entwicklung ist der Steinreliefaufsatz, schließlich bildeten Stock und tragende Steinsäule eine Einheit, einen Heiligenstock. In Berstadt zeigen Reste einer Verbleiung, daß es sich hier um eine frühe Form des Heiligenstock handelte, da das Bild aufgesetzt war.

Der Aufbau eines Heiligenstockes war dreiteilig. Das Postament der tragende Sockel, bildet die Basis. Das Postament trägt üblicher Weise auch die Inschrift mit Nennung der Stifter und die Jahreszahl. Über dem Postament erhebt sich die einfache Säule. Sicher besaß der Berstädter Heiligenstock noch kein Postament, wie es im Barock üblich war. Der bedeutsamste Teil, der Bildstockaufsatz, jedoch fehlt in Berstadt, das als eine der ersten Gemeinden der Region evangelisch wurde und sicherlich auch Bilderstürmerei erlebte. Als ehemaliger fuldischer Besitz können wir jedoch für Berstadt darauf schließen, daß parallel zu den noch heute existierenden Bildstöcken der Region um Fulda der Berstädter Heiligenstock auf der Vorderseite einen uns unbekannten Heiligen zeigte und auf der Rückseite einen der beiden fuldischen Heiligen Bonifatius oder Sturmius.

Sicher war der Heiligenstock Ziel der seit dem 14. Jahrhundert stattfindenden Fronleichnamprozessionen. Typisch ist die ideale Ortslage am ehemaligen Hauptverkehrsweg, ebenso die Randlage am Allmendegebiet. Erhalten blieb dieses für eine evangelische Gemeinde seltene Exemplar vielleicht durch die gegenreformatorischen Tendenzen des Pfarrers Johann Ludwig Soldan. Geboren in Echzell, war er 1681 - 1683 Pfarrer in Ostheim, dann 1683 - 1692 Pfarrer in Berstadt. Schließlich verließ er nach erheblichen Schwierigkeiten freiwillig Berstadt, ging in die Pfalz nach Alzey, wo er zum Katholizismus konvertierte und Stadtschreiber wurde. Diehl nennt ihn ein "Clericus irregularis".(Diehl Kirchenbehörden und Kirchendiener, S.401 f und 401)

1906 beklagte sich das Freiherr von Frankensteinische Rentamt wegen des Geländeabschnittes am Heiligenstock und der Versetzung der Steinsäule im Rahmen der Flurbereinigung.(GAB; XXI.Abt., 1b. Abschn.:Landeskultur und Landwirtschaft, Konf. 7, Fasz. 20 ) Der Heiligenstock stand ursprünglich etwa 10 m näher zum Dorf.

Mit Bescheid vom 07.03.1906 wurde der Einspruch jedoch zurückgewiesen und der Heiligenstock verblieb auf dem heutigen Standort.
 

© Eugen Rieß und Willy Roth

 

 Einweihung des neuen Heiligenstocks

 

19. September 1998
Im Beisein der lokalen Prominenz und unter Mitwirkung der Dorfhonoratioren, Bürgermeister Joachim Arnold und AK-Vorsitzender Horst Hahn, wird der neugestaltete Heiligenstock eingeweiht.

 

 

   

 

 

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