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Der Tanzhof

 

Noch immer Mittelpunkt Berstadts: Der Tanzhof
Ein Ort der Geschichte und der Feste



Ein starkes Stück: traditionelles Tauziehen am 1. Mai auf dem Tanzhof (1998)

Am 6.9.1998: Eröffnung des 4. Dorffestes durch Bürgermeister J. Arnold.


 

Kein Schild weist auf ihn hin, nirgends ist sein Name zu lesen - und doch kennt ihn jedes Berstädter Kind: der Tanzhof. Hier finden die Aktivitäten statt, um welche man die geselligen Berstädter in der nördlichen Wetterau beneidet: das Dorffest, der traditionelle 1. Mai, an dem all die tw. sehr originellen Vereine des Ortes ihre Kräfte beim Tauziehen messen und ... Gelegenheit zum Feiern findet man in Berstadt immer.

Bis in die 60er Jahre stand inmitten des Tanzhofes eine mächtige Linde, die aber gefällt werden mußte. Im Mittelalter war es üblich, daß man Tanzveranstaltungen auf freien Plätzen unter Linden abhielt. Oft waren sogar Tanzbühnen in alte Lindenbäume eingebaut. Später wurden Hochzeiten und andere Feiern in das Rathaus verlagert. In Berstadt stand das Rathaus auf dem Tanzhof neben der Linde. Das Rathaus dürfte wesentlich älter sein als seine Ersterwähnung im Jahre 1612. 1841 wurde es abgerissen und an seinem Platz das heutige Pfarrhaus errichtet für den damaligen Pfarrer Ludwig Reiber, der zuvor in der alten Burg wohnte. Mitten auf dem Tanzhof errichtete man eine Schule, welche später Rathaus wurde, heute befindet sich hierin eine Bank. 1840 fällte man auch jene alte Linde, welche als Ort der Tanzveranstaltungen dem Platz seinen Namen gegeben hatte. Seit 1834 wurden wiederholt die Tanzkonzessionen dem Georg Meisinger, Wirt der Gaststätte "Zur Traube", verliehen, weil, was außerordentlich wohlwollend bemerkt wurde, "keine Schlägerey und sonstige Unannehmlichkeiten vorgefallen sind."

Bereits aus dem 14. Jahrhundert stammen Lagebeschreibungen der vielen Adelshöfe, die sich wie ein Kranz um den zentralen Platz des Ortes schlossen, ein Bild, das sich heute noch nahezu vollständig erhalten hat. Urkunden des Klosters Arnsburg belegen dies.

Seit 1705 fand hier der Konradsmarkt statt, der aber nur im 18. Jahrhundert Bestand hatte. 1871 pflanzte man zwei Linden zwischen Schule und Rathaus als Zeichen des Friedens und der Reichsgründung. Die Schule bestand schon seit 1530 und war eine bedeutsame reformatorische Gründung, welche sogar Melanchthon, der engste Freund Luthers, lobt.

1903 wurde ein Pumpenbrunnen am Tanzhof aufgestellt, den man 1937/38 auf den neuen Friedhof brachte, wo er, tw. in der Erde vergraben, vor sich hinrostete, bis er von dem Arbeitskreis Dorfentwicklung 1996 auf dem Zingelplatz neu errichtet wurde. 1907 wurde dann der Wasserturm gebaut, welcher seitdem das Dorfbild entscheidend prägt und nun als Domizil des Arbeitskreises Dorfentwicklung ausgebaut wird.

Die Versuche, auf dem Tanzhof 1913 einen Schweinemarkt zu etablieren, nahmen mit dem 1. Weltkrieg ein vorläufiges Ende, wurden dann aber erneut (bis 1936) wiederbelebt.

1922/23 wurde nach Entwürfen der Architekten Theis und von der Leyen ein imposantes Kriegerdenkmal errichtet. Die Kosten wurden durch freiwillige Spenden der Bevölkerung in Höhe von 260.644 Mark und einem Darlehen von 166.000 Mark Inflationsgeld gedeckt. Die großartige Einweihungsfeier des Denkmals am 29. Juli 1923 war eine der zahllosen Feiern, die von dem noch heute in Berstadt unvergessenen Pfarrer Kullmann inszeniert wurden. Dieser war es auch, der ungeachtet aller möglichen Gefahren 1933 gegen die braunen Machthaber wetterte, als man den Tanzhof umbenannte: "Der freie Platz in unserem Dorf trug seit alten Tagen den Namen Tanzhof, und in diesem Namen lag zweifelsllos ein beziehungsreiches Stück Lokalgeschichte. Mit dem Siege der nationalsozialistischen Bewegung mußte leider diese lokalgeschichtliche Erinnerung fallen, sofern dieser Platz fortan Adolf-Hitler-Platz genannt werden soll. Das ist unglaublich, aber wahr." Man pflanzte vor dem Rathaus, damals noch altes Schulhaus, eine "Hitler-Eiche," welche aber 1945 beim Einmarsch der Amerikaner ein klägliches Ende nahm.

Der Tanzhof wurde 1989 im Rahmen der Dorferneuerung völlig neu gestaltet, was am 25. August 1990 von den Berstädtern natürlich groß gefeiert wurde. Und so bleibt der Platz das, was er schon immer war, ein imposantes Stück Berstädter Identität.


Text: Eugen Rieß
Foto: Willy Roth

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